Für Michaels Entwicklung spielt die Beziehung zu Hanna Schmitz eine sehr große Rolle. Diese Beziehung ist anfangs mehr wie eine Mutter-Kind Beziehung zu beschreiben, festzumachen vor allem an Hannas Kosenamen „Jungchen“ für Michael.
Dies ist der Grund, warum er im ersten Teil des Buches stets als Kind beschrieben wird (S.16: „Ich ärgerte mich. Ich war wie ein Kind weggelaufen, statt so souverän zu reagieren, wie ich es von mir erwartet hatte. Ich war nicht mehr neun, ich war fünfzehn.“)
Durch seine Liebesbeziehung mit Hanna verliert er diese Kindlichkeit, gleichzeitig gewinnt er durch die wachsende sexuelle Erfahrung die Ansicht, dass er erwachsen sei. (S.29: „Dazu kam, dass ich die Männlichkeit, die ich erworben hatte, zur Schau stellen wollte. […] ich fühlte mich kraftvoll und überlegen und wollte meinen Mitschülern und Lehrern mit dieser Kraft und Überlegenheit gegenübertreten.“) Diese, für seine Alter ungewöhnlich frühe, Männlichkeit, gibt ihm viel Selbstbewusstsein (S.41: „Ich staune, wie viel Sicherheit Hanna mir gegeben hat. […] Die Mädchen, denen ich begegnete, merkten und mochten, dass ich keine Angst vor ihnen hatte. Ich fühlte mich in meinem Körper wohl.“)
Die andere Seite dieser Sicherheit zeigt sich nach dem Verschwinden von Hanna. Michael versucht, dieses Ereignis zu kompensieren, indem er in bestimmte Verhaltensmuster „flüchtet“ (S.84: „Ich gewöhnte mir ein großspuriges, überlegenes Gehabe an, ich präsentierte mich als einen, den nichts berührt, erschüttert, verwirrt.“).
Sein Verhalten zur Kompensation der Verletzung, welche er durch das Verschwinden von Hanna erleiden muss, ist der erste Versuch, sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Ein weiterer Versuch ist seine Hochzeit mit Gertrud, die mit der Scheidung endet.
Hiermit wird klar, dass die Entwicklung von Michael einige „Lücken“ bzw. Rückstände aufweist, die er nicht verarbeiten kann, da er sich zu sehr an seine erste Beziehung mit Hanna klammert bzw. bindet. Dies zeigt sich ebenso in Verhältnissen mit anderen Frauen (S.165: „Meine späteren Beziehungen habe ich besser an- und einzugehen versucht. Ich habe mir eingestanden, dass eine Frau sich ein bisschen wie Hanna anfassen und anfühlen, ein bisschen wie sie riechen und schmecken muss, damit unser Zusammensein stimmt.“). Das ist der Grund, warum Michael sein Liebesleben und seine anderen Beziehungen stets mit seiner ersten Beziehung zu Hanna vergleicht und nie komplett zufrieden ist.
Deshalb kann man sagen, dass Michaels Entwicklung und seine damit verbundene frühreife Männlichkeit ihm anfangs gewisse Vorteile verschafft, welche aber mit seinem späteren Problem, jede Beziehung zu der zu Hanna zu vergleichen, in Kontrast stehen. Das Resultat ist ein frühreifer Jugendlicher, der die Komplexität der NS-Vergangenheit nicht verarbeiten kann, aber dennoch an sie gebunden ist. Für Michael ist die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit deshalb unmöglich, da sie in unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Beziehung mit Hanna steht. Hanna bildet die „Basis“ für sein erwachsenes Dasein und seine Entwicklung, wodurch ihn dieser Konflikt um so mehr verwirrt und innerlich bewegt.
Was ändert sich bei Michael nicht?
Morgen Deutschklausur und um 21:20 mit dem Lernen angefangen, mal schauen, wie es wird. Super Seite !
Wir drücken die Daumen! 😀
Same 😀
Wie war die Deutscharbeit? Kannst du mir eventuell Hilfreiche Tipps geben?
Super!
hallo! echt super seite :))